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Vortragsveranstaltung mit Dr. Norbert Nicoll

Kapitalismus im Wachstumsdilemma - Auswirkungen auf Beschäftigung und Nachhaltigkeit?

26. April 2016 - "Wir stecken in einem Dilemma. Einerseits brauchen wir Wachstum, um die gegenwärtigen politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen aufrechtzuerhalten. Andererseits geht weiteres Wachstum auf Kosten folgender Generationen. Wirklich nachhaltiges Wachstum gibt es nicht."

Kapitalismus im Wachstumsdilemma - Auswirkungen auf Beschäftigung und Nachhaltigkeit?

Unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten ist unmöglich. Diese These vertritt Norbert Nicoll, Politikwissenschaftler und Dozent an der Universität Duisburg-Essen. In seinem Vortrag im Parlament am 26. April 2016 erläuterte er, wie kapitalistisches Wachstum funktioniert, wie es die Nachhaltigkeit beeinträchtigt und welche Auswirkungen für den Arbeitsmarkt entstehen.

Wachstum im Kapitalismus

Zu Beginn ging Nicoll auf einige Grundlagen der Wirtschaftstheorie ein: Wachstum liegt vor, wenn das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf jährlich steigt. Bis 1820 hat es nahezu kein Wachstum gegeben, mit der Industrialisierung haben dann Wachstum und steigender Wohlstand eingesetzt. Er verglich kapitalistisches Wachstum mit einem Fahrrad: Man muss strampeln, um vorwärts zu kommen, ansonsten kippt das ganze System. Aus diesem Grund ist Nichtwachstum ein großes Problem im Kapitalismus.

Die große Beschleunigung

Eine Studie langfristiger sozioökonomischer und ökologischer Trends zeigt, dass ihre Entwicklung parallel verläuft. Theoretisch verdoppelt sich der Lebensstandard nur alle 1.000 Jahre. Seit 1950 haben die Industriestaaten aber eine rasante Entwicklung des Wirtschaftswachstums und des Lebensstandards verzeichnet. Die andere Seite der Medaille sind jedoch vergleichbare Anstiege im Energieverbrauch, CO₂-Ausstoß, Regenwaldverlust, bei der Ozeanversauerung etc.

Nicoll vertritt die Meinung, dass diese Entwicklungen nicht so weiter gehen können, weil der Planet nicht mitwächst: Unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten ist unmöglich.

Wachstum, Energie und Emissionen

In der Wachstumsfrage spielt Energie eine zentrale Rolle, weil Wachstum auf Produktivitätssteigerungen beruht – und dazu benötigt man schließlich mehr Energie. Problematisch dabei ist, dass unser Energiemix hauptsächlich aus Öl, Kohle und Gas besteht. Zwar gibt es bisher keinen Engpass mit diesen drei nicht-erneuerbaren Energiequellen, langfristig muss man sich jedoch Alternativen überlegen.

Und der Klimawandel? Statistiken belegen, dass die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch parallel zum globalen Wirtschaftswachstum ansteigen. Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen Wirtschaftswachstum, Energieverbrauch und Emissionen entkoppelt werden.

Perspektiven für den Arbeitsmarkt

Nicoll ist Vertreter der Postwachstumsökonomie und somit der Ansicht, dass die Politik sich auf sinkende Wachstumsraten und Entschleunigung vorbereiten muss. Für den Arbeitsmarkt bedeutet dies, dass einige Wirtschaftszweige schrumpfen (z. B. Automobilindustrie, Luftfahrt, Tourismus), während andere wachsen werden (z. B. Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Recycling).

Er geht auch davon aus, dass der Druck auf die Beschäftigung weiter zunehmen wird. Er plädiert deswegen für eine Änderung der Rahmenbedingungen, z. B. durch die Verkürzung der Arbeitszeiten.

 

Der Bericht des Vortrags von Norbert Nicoll und der Diskussion mit dem Publikum sowie die PowerPoint-Präsentation befinden sich im Downloadbereich.

 

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26.4.2016 Vortrag Norbert Nicoll