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    Besuch

    Fryslân zieht in Ostbelgien Vergleiche

    30. August 2017 – Eine 15köpfige Delegation aus der niederländischen Provinz Friesland/Fryslâns besuchte am Dienstag und Mittwoch die Deutschsprachige Gemeinschaft. Unter Leitung des Königlichen Kommissars Arno Brock waren Provinzialabgeordnete sowie Vertreter zweier friesischer Unterstützungs- und Beratungsgremien nach Ostbelgien gekommen, um sich über das Autonomiestatut der Deutschsprachigen und über die Rechtsstellung der deutschen Sprache in Belgien zu informieren.

    Fryslân zieht in Ostbelgien Vergleiche

    Friesland, im Westfriesischen Fryslân genannt, ist bei einer Fläche von 5.724 km² mit 645.410 Einwohnern im Vergleich zu den anderen niederländischen Provinzen dünn besiedelt. Die Provinz gliedert sich in 24 Gemeinden.

    Das Provinzialparlament (niederländisch Provinciale Staten) hat seinen Sitz in der Provinzhauptstadt Leeuwarden und setzt sich 43 Mandataren zusammen. An der Spitze der Provinz steht der Kommissar des Königs. Das ist seit März 2017 der Rechtsliberale Arno Brok.

    Hintergrund des Besuchs in Eupen war, dass der friesischen Volksgruppe in der Provinz Friesland gewisse Sonderrechte in Bezug auf die Nutzung der friesischen Sprache eingeräumt wurden. Die friesische Sprache soll aber darüber hinaus noch besser geschützt und gefördert werden.

    In der Provinz Friesland ist neben dem standardisierten Niederländisch auch das Westfriesische, Frysk, als offizielle Sprache in Gebrauch. Außer diesen beiden Amtssprachen werden noch verschiedene weitere Dialekte und Sprachvarietäten des Friesischen, Niederländischen und Niedersächsischen in der Provinz gesprochen. Von den etwa 650.000 Einwohnern Fryslâns sprechen etwa 450.000 friesisch, davon etwa 360.000 als Muttersprache.

    Vor diesem Hintergrund wollte die friesische Delegation sich über das Statut der Deutschsprachigen in Belgien informieren. Am Dienstagabend stellte Ministerpräsident Oliver Paasch die Deutschsprachige Gemeinschaft in einem kurzen Referat vor. Am darauf folgenden Vormittag war die Delegation im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu Gast. In ausführlichen Vorträgen informierten Parlamentspräsident  Alexander Miesen und Greffier Stephan Thomas eingehend über das Autonomiestatut der Deutschsprachigen Gemeinschaft und dessen Einbettung in die föderale Staatsstruktur. Gemeinschaftssenator Karl-Heinz Lambertz beschrieb anschließend die Rechtsstellung der deutschen Sprache in Belgien im Lichte der europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Die friesische Delegation ihrerseits erläuterte die Sprachenpolitik in Friesland.

    Am Nachmittag besuchten die Gäste das Gericht Erster Instanz, wo der Gerichtspräsident Charles Heindrichs und Richterin Nathalie Corman über die Praxis in Bezug auf den Gebrauch der deutschen Sprache im Gerichtswesen informierten. Anschließend ging Gerichtsrat Marc Lazarus auf den Aufbau einer deutschen Rechtsterminologie ein.

    Das Interesse der friesischen Delegation an den Regelungen, die zum Schutz der deutschen Sprache in Belgien verabschiedet wurden, war überaus groß, was sich durch die große Anzahl von Fragen manifestierte. Dabei zeigten sich die friesischen Abgeordneten durchweg beeindruckt von der Tragweite des Autonomiestatuts und der Rechtsstellung der deutschen Sprache. Die ostbelgischen Vertreter konnten ihrerseits feststellen, dass die Situation der Deutschsprachigen in Belgien im Vergleich durchaus Vorbildcharakter hat, selbst wenn in der tagtäglichen Praxis noch Einiges in Bezug auf die konkrete Anwendung der Gesetzgebung zum Schutz der deutschen Sprache zu im Argen liegt.

     

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